Über Hamstersachen

Was soll ich machen? 

Puh, was soll ich sagen, das ist weder eine einfache Frage, noch lässt sich hierauf wirklich eine gute Antwort finden. Schau sie dir an die Welt. Alle machen sie irgendwas. Leben ihre täglichen Routinen und am Ende vom Tag begleitet die Gleichgültigkeit die meisten von ihnen ins Bett. Und während die Sonne am nächsten Morgen wieder neu erwacht, steckt dein Nachbar immer noch und ohne es zu bemerken im Morast seiner eigenen Vergangenheit fest und kann nicht anders, als seinem Hamsterrad neuen Schwung zu geben. 

Ich bin Kind dieser Welt. Was bedeutet das wohl für mich? Ich denke, das ist ein wichtiger Einstieg um sich der Frage nach dem Tun zu nähern. Denn wenn ich nicht weiß, was das alles mit mir zu tun hat, kann ich auch nicht wirklich herausfinden, was ich machen will. Doch wessen Kind bin ich da eigentlich? Wessen Kind bist du, wenn auch du aus dieser Welt hervorgehst? 

Ich weiß es nicht. Um ehrlich zu sein, suche ich schon mein ganzes Leben nach dieser Antwort. Gefunden habe ich nichts. Weder in Wissenschaft, Theologie, Philosophie noch Pragmatismus. Es gibt keine Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Einfach, weil jede Antwort immer einen Haken hat und es dann deine Entscheidung ist, ob du dich an ihm aufhängst. 

Doch auch hat mich die Suche müde gemacht. Die Menschen, die meine Welt bilden, sind gelegentlich so irritierend, dass ich nicht anders kann, als mich zu wundern. Denn obwohl alle etwas machen, hat doch kaum einer eine Erklärung dafür, was zum Geier er da eigentlich macht. Anfangs hat mich das frustriert. Ehrlich, ich habe geweint, geflucht und abgeschlossen. Abgeschlossen mit dem Glauben an die Menschheit, genau wie an mich selbst

Alles nur, weil ich mich habe einschüchtern lassen von zu viel ignoranter Planlosigkeit. Klar musst du arbeiten um Geld zu verdienen. Doch warum machst du dann etwas, das dich unglücklich macht? Etwas, das dich nicht erfüllt? Etwas, das du nicht stolz jedem erzählst, der dich danach fragt? Etwas, hinter dem du stehen kannst um dann mit großelterlich liebevoller Stimme deinen Enkeln davon zu erzählen.

Ich kann es dir sagen, da ich lange Dinge gemacht habe, hinter denen ich nicht gestanden bin. Zu oft wendete sich die Welt gegen meine Vorstellungen und zwang mich dazu, mein Handeln zu bereuen. Ich bin sicher, du verstehst mich wenn ich sage: es ist nun mal nicht einfach. Doch bevor du nun denkst, ich rede hier nicht auch von dir: erinnerst du dich an das letzte Mal, als etwas nicht nach Plan gelaufen ist und du dich aufgrund dessen geärgert hast? Zum Beispiel gestern, als du mit deinen Freunden etwas machen wolltest und dir dann eingefallen ist, dass es zur Zeit etwas schwieriger geworden ist für solche Unternehmungen. 

Du siehst, was ich sagen will, irgendwas ist immer. Es gibt immer einen Grund etwas zu machen, das uns unglücklich macht. Wirklich immer, das kannst du mir glauben. Denn letztlich ist jede Begründung ein Schatten dessen, was sie versucht zu ergründen und so redet man mehr im Kreis herum, anstelle dass man den Nagel auf den Kopf trifft. Und während sich Philosophen und Theologen in wahrlich pompöse Gedankengebäude flüchten, so finden sie auch beständig einen weiteren Grund unglücklich zu sein, auch wenn dieser weder gut noch wahr sein muss. 

Vielmehr sind alle Erklärungen und Begründungen dieser Welt schlicht Geschichten. Er-funden von Menschen, die dachten sie wüssten was sie machen und da sind wir wieder am Ausgangspunkt. Woher wussten sie, was sie da machen? Woher wussten sie, dass sie im Recht waren, als sie die Frauen für alles Schlechte in der Welt verantwortlich machten, obwohl sie damit ihre eigene Mutter verneinten? Woher wussten sie, dass sie die Wahrheit sagten, als sie den Nachbarn dazu zwangen, ihren Wahrheiten Folge zu leisten, weil das was er tat, falsch war? 

Versteh mich nicht falsch, aber für mich wirkt es so, als ob Menschen, die wissen, was sie machen, auch meistens andere zurecht weisen müssen, weil sie etwas anders machen. Aber woher wissen sie, dass ihr eigenes Tun das richtige ist? Vor allem dann, wenn es sich gegen andere richtet. Wie lässt sich das gut begründen? Eigentlich gar nicht, sonst lebten wir in einer anderen Welt. 

Oft habe ich den Eindruck, dass je mehr du Angst hast, nicht zu wissen, was du tun sollst, umso mehr verteidigst du das, was du machst. Auch wenn es völlig widersinnig ist und frustrierend noch dazu. Doch die Schmach in die Öffentlichkeit zu treten und zu sagen "Ich weiß nicht, was ich mache, auch nicht, was zu tun ist, doch ich habe einfach Lust darauf“ ist einfach zu groß. Schon allein deswegen, weil die Theologen uns immer erzählt haben, dass „Lust“ etwas schlechtes sei. Dann macht man lieber etwas, das keine Lust bereitet, aber eine gute Erklärung mit sich bringt wie: „Ja, man muss eben, (der Herrgott will es so).“ 

Denn ob du es glaubst oder nicht, die Welt besteht nicht nur aus Philosophen, Theologen und Wissenschaftlern. Die allermeisten haben außer der Routine überhaupt keine Erklärung für ihr Tun. Und dann noch nicht einmal Lust darauf. Für mich ist es also kein Wunder, dass Burnout und Depression zur Normalität gehören wie das Aussterben der Bienen. Einfach, weil eine unbegründete, lustlose Tätigkeit in seiner Bedeutungslosigkeit ausbrennt und so nur ein grauer Schleier bleibt wo früher Kinderaugen glänzten

Du siehst, es ist also keine einfache Frage nach dem richtigen Tun. Nach dem, was du machen sollst. Oder ich. Du bist ein Mensch, doch was macht ein Mensch? Ich kann es dir nicht sagen, ich will es dir auch nicht sagen, denn was die Menschen seit je her machen, ist eben das, was Menschen seit je her machen. Dazu musst du nur die Augen aufmachen um zu sehen, was ich meine. Doch warum überhaupt Mensch sein? Stell dir vor diejenigen, die den Begriff Mensch gebildet haben, hatten ebenso keine Ahnung davon, was sie machen wie du und ich. Warum also einen Namen hochhalten, der mehr Probleme verursacht als löst?

Eines kann ich dir aber sagen. Bist du kein Mensch mehr, kannst du machen, worauf du Lust hast. Dann weißt du zwar immer noch nicht, was du da tust, aber du hast Spaß dabei und mal ehrlich, das ist die einzige Begründung, die wirklich Sinn macht. Wenn du nun zusätzlich erkennst, dass dein Glück steigt, sobald du Dinge machst, die dich glücklich machen, weil du zum einen Lust darauf hast und zum anderen Spaß daran findest, den anderen in Frieden zu lassen, dann gibt es auch keine Konflikte mehr, die dich allmählich ausbrennen. 

Woher ich das weiß? Nun, ironischerweise sind das die Grundgedanken der Philosophien und Mythologie, die unsere ganze Vergangenheit bilden, und du weißt ja, früher war nicht alles schlecht. Die Idee war gut, einfach weil Liebe immer schon angenehmer war als den Schädel vom Nachbarn eingeschlagen zu bekommen. Ach ja, immer diese Nachbarn… 

Naja also, ich will es auch nicht länger machen als wirklich nötig. Was ich sagen will ist. Ich habe keine Ahnung, was ich mache. Ehrlich. Ich schaue in die Welt und denke, die Welt ist verrückt, genau wie ich! Doch wenn sich alles zu sehr auf eine Perspektive einschwört, ist es vielleicht auch das Beste, das Bild etwas zu ver-rücken. Denn ob du es mir glaubst oder nicht, obwohl ich keine Ahnung habe, was ich mache, mache ich mich glücklich. Einfach, weil keiner eine Ahnung davon hat, was er macht und ich keine Lust mehr habe auf andere zu hören. Oder was für eine Bedeutung hat deine Begründung in Anbetracht des Universums? 

Klar, das ist vielleicht ein übertriebener Vergleich. Doch bevor du nun abschweifst, bedenke, wir wissen heute, irgendwie hängen wir mit den Sternen und dem ganzen Welt-all zusammen, allein schon, weil wir darin existieren. Daher ist die Frage vielleicht allmählich in den Gedanken unseres Zeitgeistes angebracht. Und auch wenn es hier wieder nicht um die Begründungen geht, so doch um Bedeutungen. Denn hat dein Leben Bedeutung, dann hat es auch Sinn. Und hat es Sinn, ist es nicht sinnlos. Und ist es nicht sinnlos, dann ist es nicht willkürlich. Und ist es nicht willkürlich, dann.. haha, tja dann ist es dein Wille. Und dein Wille geschehe, jedoch nur, wenn du mit göttlicher Überzeugung hinter dem stehst, was du machst

Was soll ich also machen, was du? Wie gesagt, ich weiß es nicht, genau so wenig wie du. Ich kann dir jedoch sagen, willst du Sinn in deinem Leben, brauchst du Bedeutung. Und wo Bedeutung ist, da ist auch Glück oder was hat Glück für eine Bedeutung für dich? Nun was ich jedoch über das Glücklichsein zu sagen weiß, du wirst es erst dann sein, wenn du es machst, also mach es.

Mach es einfach! 

Luca Merkle