Türrahmen

Sie steht in der Tür. Sieht mir nach. 

Vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir uns sehen. Wer weiss das schon?  

 

Ihre schönen Beine blitzen verführerisch durch den samten Morgenmantel, der sich weich an ihren Körper schmiegt.  

 

Mit jedem weiteren Schritt, wächst meine Sehnsucht. Der süße Schmerz des Vermissens. Sie. 

 

Die Welt fordert uns alle irgendwann, genau wie der Tod. Irgendwann muss jeder gehen.  

 

In ihrem Blick sehe ich, meine eigenen Gefühle. Sie streicht sich sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Lächelt mir zu.   

 

Angelehnt an dem Rahmen ihrer Tür, steht sie da. Ein ganzes Universum hinter sich. Eine ganze Welt in ihr.  

 

Im Wissen diese Welt zu verlassen, bricht mein Herz.  

 

Warum muss alles immer so schnell vorbei gehen? Warum können die Momente in Zweisamkeit nicht unendlich sein?  

 

So schnell vorbei...  

 

Ich drehe mich ein letztes Mal. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ich sie aus den Augen verliere.  

 

Noch bevor es mit uns wirklich anfangen konnte, kam der Alltag dazwischen. Verlangt nach Aufmerksamkeit. Nach Pflicht.  

 

Zärtlich hebt sie ihre Hand. Küsst liebevoll ihre Finger und schickt mir ihre Liebe nach.  

 

 

Der Schmerz zerreisst mich. Mein Herz will. Mein Kopf sagt. Wie gern würde ich bleiben. Einfach umdrehen. Zurückgehen. In ihre Welt eintauchen und in einem ewigen Höhepunkt zusammen kommen. Den ganzen Tag im Bett bleiben. Das Universum vergessen und im Dunstkreis unserer Gefühle, ein Eigenes erschaffen.  

 

 

Einfach auf alles scheissen und den ganzen Tag verliebt bleiben. Schmetterlinge im Bauch, Spuren auf der Haut. Vertraut.  

 

 

Doch was hilft es? Ich reisse mich los und zwinge mich eisern. Ich muss. Nur ich bin es, der in der Lage ist, mein Leben zu meistern.  

 

Also gehe ich. Ohne zu wissen ob ich je wieder kommen kann. Ohne zu hoffen, es gäbe eine Alternative.  

 

Doch mit der Klarheit, dass alles im Leben seinen Preis hat. Vieles ist kostbarer als man denkt. Das Meiste ist Müll und zwischendrin finden sich die schönsten Diamanten im Bordsteinrand. Allerdings nur für diejenigen, die Augen für solche Schätze haben.  

 

In meinen letzten Schritten strecke ich meinen Arm und winke ein letztes Mal.  

 

"Ich melde mich" flüstere ich in dem Wissen, dass es keinen Unterschied macht. Wir hatten unseren Moment. Eine kleine Ewigkeit, viel zu schnell vergangen.  

 

Wahre Liebe. Zwischen Hektik und Pflichtgefühlen. Doch wahr, für den Moment wo wir beide einfach passieren durften.  

 

Ganz einfach. Von ganz allein. Genau so schnell vorbei wie es gekommen ist.  

 

Nicht reproduzierbar. Einzigartig wie der Moment, in dem wir uns begegnen konnten. In dem Augenblick, in dem wir uns berührten. 

 

Danke