Über ein Leben voller Bedeutung

Ich war ein Wanderer. Getrieben von dem Hunger nach Sinn in meinem Dasein. Ich habe mich von den Vorlagen der Gesellschaft führen lassen. Durch Einrichtungen, die mich geformt haben. Kindergarten, Schule und so weiter. Dann plötzlich stand er vor mir: Vater Tod. Schon mit Sieben sah ich den ersten, der nicht wieder kommen würde. Sein Gesicht war eingefallen. Erkaltet, von den versiegenden Säften seiner Lebenskraft verlassen, knochig.

 

 

Dieser Moment war prägend. Einer von heute vielen, in welchem ich dem Tod in die leeren Augen geschaut habe. Es ist faszinierend, alle Träume, Hoffnungen, Wünsche, erblasst an der Zeitlosigkeit eines Sterbenden.

 

 

Was ist Dein Streben wert, wenn Du keine Kraft mehr hast, es zu erreichen?

 

 

Oftmals wollen wir. Wir wollen so vieles, an das wir unser Glück binden, bis es dann plötzlich keine Zeit mehr gibt wirklich glücklich zu sein.

"Aber ich wollte doch noch..."

 

 

Zu spät. Gescheitert an der Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen und sich selbst treu zu bleiben. Doch was ist Dein Leben wert, wenn Du es nur für andere verlebst? Ziemlich sicher genau den Stundenlohn, den ein "Anderer" bereit ist für Deine Lebenszeit zu bezahlen. Aber war Dein Dasein dann auch von Bedeutung, für Dich?

 

 

Der Hunger nach Bedeutung hat unsere Welt fett gemacht. Alle essen sie über ihren Bedarf hinaus, um sich im Innern erfüllt, ausgefüllt, gestopft zu fühlen. Solange, bis die Erkenntnis krampfhaft aus den eigenen Eingeweiden hervorbricht und schreit:

“Kein Essen dieser Welt wird die Sinnlosigkeit Deines Daseins sättigen!"

 

 

Also isst man weiter. Man stopft sich mit Nahrung voll, die mehr aus Plastik besteht, als aus Lebensmittel und verliert sich tiefer in der konsumgeschwängerten Welt eines einundzwanzigsten Jahrhunderts.

 

 

Das Resultat: Plastik. Überall. Im Essen, in den Meeren, der Natur und dem eigenen Körper. Dazu Fettleibigkeit und Krankheit, Krieg und Blutvergießen. Wobei das nur Symptome einer verarmten Menschheit sind, die ihre Existenz schon vor langem an den Nagel der Bedeutungslosigkeit gehängt hat.

 

 

Heute bin ich kein Wanderer mehr. Ich bin angekommen in einer Welt, in der die Menschen um mich herum allmählich aussterben. Das Leben zieht sich aus der Menschheit zurück und hinterlässt Plastik, wie der Müll nach einer Flut von aufbrausenden Gemütern am Strand zurückbleibt. Heute bin ich Sammler. Ich sammle das, was an Größe und Würde noch übrig geblieben ist und mache meinem Namen alle Ehre. Manchmal frage ich mich, wem in einer ehrlosen Welt noch Ehre gebührt und ob ich wirklich dafür geeignet bin.

 

 

Ich bin kaum besser, als die Gesellschaft, die mich geformt hat. Doch über alle Formen hinaus gibt es etwas Wahres, dass beständig ist. Früher nannten wir das Gott, bis Nietzsche kam und ihn getötet hat. Gott sei Dank, denn der Gott, zu dem wir zuletzt beteten, war ein mutterhassendes Arschloch und hatte eine Ewigkeit Zeit unsere Mutter wieder und wieder zu vergewaltigen.

 

 

Kein Wunder also, warum sie beginnt sich zu wehren. Ist sie es doch, die uns einst die Bedeutung des Lebens beibrachte. Als die Flüsse so klar waren, wie der Himmel und die Meere so voller Leben, wie unsere Wälder. Sowie das Leben des Menschen einen Zweck hatte, als es noch das Kind dieser urgöttlichen Mutter war.

 

 

Ich erkenne den Tod, wenn ich ihn sehe und was ich sehe ist eine sterbende Welt. Tod wohin das Auge reicht. Alles verschlingende Brände, Überschwemmungen, Stürme, Kriege, Hunger, angefeuert vom ewigen Kampf ums Dasein. Doch worum noch kämpfen, wenn alle tot sind? Wofür noch brennen, wenn alles verbrannt ist?

 

 

Ich bin, wer ich bin und ich bin hier. Hineini, Hineini. Ein Mensch. Ein Kind dieser Welt und eine Ausgeburt des Lebens selbst. Auch ich werde eines Tages meine Augen schließen, vielleicht schon morgen. Wer sonst soll das wissen, wenn nicht Gott persönlich? Inshallah.

 

Doch bis dahin, fülle ich jeden meiner Atemzüge mit Bedeutung. Mit Sinn und Gefühl. Mit Liebe und Freiheit. Und so hoffentlich meine restliche Existenz mit Leben.

 

 

Ich glaube an eine Energie, die mich führt, eine Intelligenz, die mütterlich meinen Weg begleitet und der ich bedingungslos vertrauen kann. Ob ich Angst habe? Ich stecke in einem Leben, das umgeben ist von Sterbendem und Plastik. Selbstverständlich habe ich Angst. Angst um meine Familie, Angst um meine Freunde, um die Lieben in meinem Leben und Angst vor dem, was in Zukunft auf sie zukommen wird. Angst um mich? Nein. Wovor sollte ich, außer der eigenen Unfähigkeit ein glückliches und erfülltes Leben zu führen, Angst haben? Das liegt in meiner Verantwortung. Das ist mein Tageswerk und meine Aufgabe in meinem Leben. Ob ich darin scheitern kann? Heute nicht mehr. Ich gehe mit Mutter Natur, genau wie Christus hier irgendwo herumwandelt. Als Geist drückt sich das Bewusstsein des langhaarigen Wanderpredigers in allen von uns allmählich aus.

Oder warum hing der Typ nochmal am Kreuz? Ach ja, wegen uns. Aber warum haben wir ihn dahin gehängt? Wegen dem, was er gesagt hat und, weil es von Herzen kam. Erinnere Dich. Es ging nicht ums Kreuz, es ging um Nächstenliebe.

Und warum hatte er damals schon recht? Weil wir auch heute immer noch nicht begriffen haben, dass Nächstenliebe keine Religion ist, sondern wissenschaftlich das Einzige, was uns jetzt noch retten könnte.

 

 

Und so setzte ich meine Schritte nun. Nicht, weil ich noch wandere, sondern weil ich am Leben bleiben will. Bewusst, lebendig und mit der Absicht jeden Schritt so liebevoll, wie möglich, zu setzten. Ich trete unsere Mutter nicht mehr, um etwas zu erreichen, sondern um sie zu berühren. Um mich mit ihr verbunden zu fühlen und meine Schritte dahin führen zu lassen, wo ich gebraucht werde. Der Sinn meines Daseins ist, da zu sein. Dort, wo es Sinn macht, auch wenn es nur für mich gilt.

 

 

Vielleicht fragst Du Dich, warum ich das hier schreibe - um zu warnen. Ich konnte mir nicht aussuchen dem Tod zu begegnen. Ich wurde sozusagen in mein Schicksal hineingeboren. Daher bin ich heute, wer ich bin. Und heute weiß ich, wir alle werden unsere Taten einem Moment gegenüberstellen, der endgültig ist. Nur das Ego behauptet schlauer zu sein, als der Tod. Wodurch es am Ende meistens ziemlich dämlich davor steht und Schnappatmung bekommt. Google mal "Todesröcheln" wenn Du mir nicht glaubst. Aber selbst wenn, Du wirst es früh genug erleben und Du wirst Dich erschrecken, wie unbedeutend Deine ganze Existenz plötzlich wird, wenn sie gehen muss. Deswegen: Warnung! Erwache jetzt in Deinem Leben und erspar Dir diese Torturen. Oder schlafe weiter und finde es selbst heraus.

 

 

Was also tun? Nichts! Das ist das eigentlich zauberhafte am Leben. Es will überhaupt nichts von Dir, außer, dass Du Deinen Job machst. Solltest Du also einen Job machen, von dem die Menschen sagen, er wäre gut für Dich, während das Leben aus Dir weicht, denk nochmal nach.

 

 

Sicher, Du kannst das alles nach Deiner Arbeit, Deiner Ausbildung, Deiner Karriere, den Kindern oder dem Auszug Deines Hamsters machen, aber eben da bist Du vielleicht schon tot oder schlimmer: krank und gebrechlich. Aber im Ernst, mach was Du willst. Ich bin nur hier, weil ich hier sein will. Ich brauche Deine Zustimmung nicht, genau wie ich Deine Ablehnung verdiene. Schließlich ist dies meine Wahrheit, finde Deine eigene, aber glaub nicht jeden Scheiß, den Dir ein Typ in einem weißen Kittel auf die Nase binden will. Das sind auch nur Menschen, mit ihren eigenen Wahrheiten und veralteten Glaubenssätzen. Willst Du Dir von so jemandem das ganze Leben versauen lassen?

 

 

Ist Deine Entscheidung. Genau, wie es meine ist, heute angekommen zu sein in meiner Mitte. Bevor ich also irgendwas glaube, glaube ich an mich selbst und die Fähigkeit am Leben zu sein. Die kann ich nicht leugnen, ebenso wie ich sie von Mama bekommen habe, und nicht von irgendwem.

 

 

Und solltest Du mal in der Klemme stecken, nicht wissen was und wie Du Dich entscheiden sollst, mach es Dir einfach und entscheide Dich für Deine Freiheit. Die hat immer recht und ist gleichzeitig auch noch Deine freie Entscheidung zu Deinem freien Willen. Auch ist sie es, die Deine Energie befreit und selbst die Liebe wird es frei durch sie.

 

 

Lange Rede, kurzer Sinn - ob Du nun an Gott glaubst oder nicht, an Dich selbst oder andere, an morgen oder gestern. Irgendwas glaubst Du immer, also denk darüber nach, woran Du glauben willst. Im besten Fall schenkt Dir Dein Glaube die Freiheit, Du selbst zu sein und wirklich Dein Leben zu leben. Falls nicht, weißt Du, was auf Dich zukommt.

 

 

Und falls Du nicht weißt, was Du glauben sollst... tja dann such Dir halt was aus. Wer bist Du - ein Schaf?

 

 

Das Leben ist etwas absolut Lebenswertes. Manchmal musst Du Risiken eingehen. Leben, wie ein Rockstar, um wirklich abgerockt in den Sonnenaufgang zu schauen und dankbar für einen weiteren Tag zu sein. Den Sonnenuntergang genießen, auch wenn es weh tut, weil niemand mehr neben Dir sitzt.

 

 

Was erwartest Du? Das Leben ist nicht einfach. Manchmal ist es hart, schwer und einfach zum kotzen. Doch es ist ein Spiel. Nicht nur eines, es ist das Spiel der Spiele. So komplex, dass wir Spiele erfunden haben, um zu spiegeln, um was wir im Leben spielen. Und so, wie in jedem Spiel, gibt es Regeln. Kennst Du sie, kannst Du sie brechen. An manchen wirst Du brechen. Du wirst weinen, schreien und die ganze Welt verfluchen. Doch am Ende wissen wir alle, es ist ein Spiel, also Mensch, ärgere Dich nicht!

 

 

Peace