Schweigegelübde im Aufzug

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Irgendwann hat einmal jemand das Gesetz verfasst, dass im Aufzug kein Wort gesprochen werden darf. Ich würde zu gerne wissen, warum. Es ist tatsächlich völlig gleich, an welchem Ort der Welt man sich befindet, in jedem Aufzug wird geschwiegen und voller Scham nach oben, nach unten, nach rechts oder nach links gesehen, nur um bloß nicht einem Mitfahrer in die Augen zu blicken. Wieso ist es uns so unangenehm im Aufzug ein Gespräch zu beginnen und zu führen?

An sich bestehen die besten Vorraussetzungen. Denn selbst wenn der Angesprochene gar kein Interesse an einem Gespräch oder einer Kontaktaufnahme hat, kann er nicht weg!

Er hat nicht einmal die Gelegenheit zu einer Ausrede. Das bedeutet, Menschen im Aufzug kennen zu lernen ist eigentlich einer der einfachsten Gelegenheiten überhaupt. Zudem gehört man zu den Pionieren in diesem Bereich. Ich verspreche es dir, du wirst der Einzige im Aufzug sein, ganz egal wie voll er ist, der es wagt, ein Gespräch zu beginnen.

Die Angst muss irgendwo anders begraben liegen. Es könnte auch sein, dass es gerade das ist, was einen hemmt: es gibt keine Möglichkeit sich der Situation zu entziehen, falls alles schief geht. Erst wenn der Aufzug das nächste Mal hält. Also spätestens ganz oben, und dies kann schließlich ewig dauern, ungefähr eine Minute. Das bedeutet, kein Gespräch im Lift zu beginnen kann uns entweder um einen wertvollen neuen Kontakt bringen, der einem vielleicht die Chance bereitet hätte, auf die man schon so sehnsüchtig wartet, oder aber eine peinliche Minute in unserem Leben ersparen.

 

Aber wie öffne ich ein Gespräch im Aufzug?

 

Nun ja, da das Schweigegelübde im Aufzug ohnehin banal ist, beginnt man am besten mit etwas genau so Banalem. Zum Beispiel: „Na, müssen Sie auch nach oben?“

Und dann, wenn das Eis erst einmal gebrochen ist, beginnt man zu erzählen. Vielleicht sogar davon, wie seltsam es ist, dass im Aufzug nicht gesprochen wird. Und selbst wenn kein großartiges Gespräch zustande kommen sollte, was hätte man verloren? Vielleicht hat man sogar jemanden im Aufzug zum Nachdenken gebracht und er wird es einem möglicherweise, bei der nächsten Fahrt nach oben gleich tun.