Über das Wesen der Männlichkeit

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Der scharfe Blick männlich analytischer Energie betrachtet sie. Die Welt zu seinen Füßen. Mit beiden Beinen steht er auf festem Boden, bereit die Dinge umzugestalten, zu erschaffen, aus sich selbst zu schöpfen und seine Fußspuren zu hinterlassen. Letztlich wurde er hier hinein geworfen. Gefallen aus dem warmen Schoß weiblicher Liebe in einen Spielplatz aus Leben und Abenteuer. 

 

Er liebt sie. Nicht nur die Welt, in der er sich wiederfindet, allen voran liebt er seine Schöpferin. Sie ist die Triebfeder seines Erstehens. Der Antrieb seiner Träumereien. Der Wille, der ihn Drachen besiegen lässt, während er nach verlorenen Schlachten in ihrem Schoß seine Tränen weint. Er ist verzaubert. Blinzelt an jedem neuen Morgen und ehrt sie mit liebevoller Aufmerksamkeit.

 

Sein Körper ist der von Adonis. Geschaffen aus weiblichem Feingefühl und männlicher Härte. Stark in seiner Schale und weich in seinem Kern. Die absolute Vollendung ihrer ganzen Bestrebungen. Ein Brillant, geschliffen durch die Kräfte des Universum, geformt aus Leidenschaft. Er ist das Gegenstück. Scharf, geradlinig, effizient. In ihm spiegelt sich das unendliche Licht ihrer bedingungslosen Liebe. Strukturiert sich und erschafft die schillernden Farben der gesamten Existenz wie durch ein Prisma.

 

Er ist ihr ganzer Stolz. Ihr Meisterwerk. Die Krone, die ihr Haupt ziert und zur Königin des Weltalls macht. Er trägt sie auf seinen Händen. Schultert ihren Atlas in seinem Nacken und lässt sich selbst von den Göttern auf sisyphösen Bergetappen nicht davon abhalten. 

 

In seiner Brust schlägt das Herz eines Löwen. Entfacht von bedingungsloser Liebe, gibt der große Trommler unaufhörlich den Takt, zu dem sie sich zu bewegen weiß. Pumpt den Saft des Lebens durch seine Adern und füttert ihn mit Sinn am Dasein. Füllt seine Muskeln mit Substanz und macht ihn fruchtbar wie das Wasser aus dem heraus er entstanden ist.

 

Er ist die Vollendung ihrer Intelligenz. Pragmatisch und präzise. Exakt und hart. Faktisch und a priori. Ohne ihn gäbe es kein Vorher, kein Nachher. Keinen der nachschaut, keinen der bezeugt. Vielmehr erzwingt er ihre Existenz dadurch, dass er sie mit staunenden Augen bewundert. Und während sie sich in ihm spiegelt, verzaubert er sie mit aufmerksamen Blick. Sein Wesen ist derart, dass er sie nach sich verzehrend macht. Geschaffen um zu verführen, jedoch nur solange sie sich führen lässt. 

 

So ist es ihre Aufgabe sich dorthin verführen zu lassen, wohin sie will, während ihm kein Weg und selbst kein Hindernis zu abwegig scheint. 

Im Versuch, sie zu kontrollieren, scheitert er an seiner eigenen Logik und verrennt sich in sich selbst. Ohne jedoch seinen bezeugenden Rahmen, verliert sie sich in ihrer unendlichen Dunkelheit. Daher ergibt sich erst aus dem Gleichgewicht der beiden der Kontrast ihrer erleuchteten Schöpfung. 

 

Ein Krieger des Lichts. Erstanden aus Fleisch und Blut. Geschaffen um zu lieben und dafür zu kämpfen. Ein Visionär, ein Hellseher, mit Augen die beständig mehr entdecken je genauer sie schauen, welche die Grenzen des Großen wie des Kleinen zuverlässig weiter verschieben. Mit gehärteten Muskeln und symmetrischer Kraft, bereit zu beschützen und zu ertragen. Und während sich die Sonne an seiner Schulter wärmt, steht er mit stolzer Brust dem Abgrund entgegen und springt ohne mit der Wimper zu zucken, dafür im blinden Vertrauen in ihre Vollkommenheit. 

 

Es ist richtig, er ist nicht alles, was sie ist, doch ist ohne ihn Alles nichts. Denn er ist das Auge, durch das sie sich betrachtet. Er ist ihre Schöpfung, geschaffen, um seinem Wesen treu zu bleiben und ihr zu dienen. Erstanden als Fels in der Brandung um Orientierung zu bieten und Geborgenheit zu spenden. Denn hier fühlt er sich am wohlsten, mit ihr in seinen Armen im Wissen darüber, alles richtig gemacht zu haben. 

 

Denn ohne die Welt, die er ihr zu Füßen legt, hat er selbst keine, auf der er steht.