Gedanken eines Zellhaufens
 
 

Die Gedanken eines Zellhaufens.

Es sind seltsame Zeiten, in denen wir leben. Noch nie gab es so viel Potenzial und noch nie wurde so viel davon nicht genutzt. Aber warum ist es so schwierig, das eigene Glück zu finden, sich im eigenen Körper wohl zu fühlen und darauf vertrauen zu können, dass auch der Kopf macht, was er soll? Wir haben heute so viele Möglichkeiten, wie noch keine Generation vor uns. Digitalisierung und Globalisierung haben unsere Welt vernetzt und über fünf Ecken kennen wir praktisch jeden. Doch wir haben nie gelernt, wer wir eigentlich sind, welche Regungen in uns streben, wo sich der Sinn des Lebens versteckt und warum zum Geier alles immer so kompliziert und nicht ganz einfach ist.

Ich will versuchen, die Dinge wieder einfach zu machen, darum beginne ich am Anfang, dem Zellhaufen Mensch.

 
 
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Der ganz normale Mittag irgendwo in Deutschland

Ich sitze in einem Café in der Fußgängerzone und beobachte das wuselnde Treiben um mich herum. Die Sonnenstrahlen entfachen eine angenehme Wärme und ich lehne mich in meinem Stuhl zurück, um die Szenerie vor meinen Augen besser zu betrachten.

Die gelangweilte Jugend

Mir fällt ein Student ins Auge, der mit gesenktem Haupt, schläfrigem Blick und Stöpseln in den Ohren seiner Wege schlurft. Die akademische Elite eben. Gelangweilt vom Leben und dem ziellosen Hin- und Hertreiben von Vorlesung zu Vorlesung. So gelangweilt, dass er aufgrund der akustischen Schwierigkeiten, die die Dauerbeschallungen seiner Gehörgänge mit sich bringen, nicht bemerkt, wie er beinahe in eine wildgestikulierende Fahrradfahrerin läuft. Doch ihn trifft nicht die volle Verantwortung, es sollten schließlich keine Fahrräder in der Fußgängerzone gefahren werden, vor allem dann nicht, wenn man mit Elektromotor und völlig übertriebener Geschwindigkeit über einen belebten Platz fährt.

Die festgefahrenen Alten

Wild schimpfend und mit einem leichten elektrischen Surren ihres Fahrrads rollt die übergewichtige Rentnerin davon.
Am Abend wird sie ihrem Mann erzählen, dass sie beim Sport treiben wieder mal mit dieser verwöhnten und egoistischen Jugend in Kontakt gekommen ist, dass diese – wie immer – nicht in der Lage war, ohne ihr Smartphone zu überleben.
Da war man früher anders, als es noch keine Handys gab.
Da hat man sich die Zeit mit Kriegstreiben und Wiederaufbau vertrieben, weshalb man nun unabhängig wie man ist und mit Elektromotor ein gutes Vorbild in der Fußgängerzone abgibt.
Doch von alledem bekommt der Student nichts mit. Er ist zwischenzeitlich unbeschadet in seinem Vorlesungsraum angekommen und hat nach anfänglichem Filmgucken und dem Unterzeichnen der Anwesenheitsliste vermutlich ein Nickerchen gemacht.

Die Fürsorge der Eltern

Ich beobachte weiter und entdecke eine junge Mutter mit einem Kinderwagen, glücklicherweise raucht sie nicht, man ist ja schließlich umsichtig und will das Kleine nicht gleich nikotinabhängig machen. Während einer kurzen Pause ihres offenbar wichtigen Telefonats, greift sie in die Tasche des Kinderwagens und fingert nach einer Cola-Flasche, die sie ihrem Kind reicht. Gut, wenn man mit nicht einmal drei Jahren schon nach Koffein und dem Geschmack von Cola suchtet. Aber wenigstens raucht Mamma nicht.

Die akademische Schwachheit

Im Hintergrund bemerke ich einen Professor mit Tweedjacke, dicker Hornbrille und typischer Akademikertasche. Die geistige Elite unseres Landes! Menschen, die Einfluss auf die Zukunft der Heranwachsenden nehmen und den pädagogischen Stolz unserer Gesellschaft fundieren. Die Tasche, die er bei sich trägt, erfordert seine ganzen körperlichen Bemühungen. Nicht dass sie schwer aussehen würde, er sieht jedoch auch nicht aus, als ob er 15 Liegestützen schaffen würde. Ich wäre grundsätzlich skeptisch, bei allem was ein Professor sagt, der offensichtlich zu schwach ist, seine eigenen Unterlagen zu tragen. Was sollte so Jemand über das Leben lehren können?

Die eigentliche Teilnahmslosigkeit

Zuletzt erweckt ein Paar mittleren Alters meine Aufmerksamkeit. Der Stereotyp heutiger Beziehungen: Sie sitzen einige Tische von mir entfernt, jedoch im selben Café. Er hat eine Zeitung aufgeschlagen und weil nicht “Bild” drauf steht, blättert er mit der typischen Intellektuellenmimik darin herum. Dabei senkt und hebt sich sein wohl geformter Wohlstandsbauch rhythmisch im Mittagslicht. Seine Gattin schaut währenddessen mit matten Augen, Löcher in die gegenüberliegende Halbglatze ihres lebenslänglichen Beziehungspartners. “Bis dass der Tod sie scheidet” geht mir durch den Kopf. Seit ich hier sitze, ist mir nicht aufgefallen, dass sich die beiden bislang einmal verändert hätten. Aber wer nichts erlebt, der hat sich auch nichts zu erzählen.

Und so bleibt am Ende meines mittäglichen Beobachtens ein flaues Gefühl im Magen. Ist es nicht eben so eine Szene wie sie überall und jeder Zeit in Deutschland hätte spielen können?

 

Was hat das alles mit mir zu tun?

Mein Projekt sieht vor, die Ziellosigkeit unserer Gesellschaft anzugehen. Ich möchte aufzeigen, dass es keine Ohnmacht gibt, denn es ist möglich, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und das zu machen, was einen glücklich macht.

Der Spiegel der Gesellschaft

In Anbetracht der Tatsache, dass das Leben ohnehin nicht vom Menschen verständlich durchdrungen werden kann, da wir weder heute, noch in der nahen Zukunft einen allgemeingültigen Sinn dahinter entdecken werden, ist es nur logisch, seinen eigenen, innersten Sinn selbst zu erschaffen. Dem vorangestellt sei eine gesunde und stabile Grundlage aus einer Einheit zwischen Körper und Geist. Dies ist daher wichtig, da der Körper mit dem Geist in einem wechselseitigen Verhältnis steht. So spiegelt beispielsweise unsere Körperhaltung unseren Gemütszustand wider und wir erkennen die Stimmung des anderen, indem wir unsere Haltung und Mimik unserem Gegenüber gänzlich unbewusst angleichen, um so seine Gefühle in uns aufzunehmen und zu erkennen. Das passiert bei jedem Gespräch und Aufeinandertreffen zwischen Menschen und ohne unser Zutun. Darum erinnert uns die Frontansicht eines Autos und Punkt, Punkt, Komma, Strich an ein Gesicht.

Ein starker Körper, der sich selbst zu kontrollieren, beherrschen und leiten weiß, spiegelt demnach die Kontrolle, Beherrschung und Leitung des Geistes wider.

Die Verkörperung des Geistes

In unserer Zeit ist dies jedoch häufig nicht der Fall. Es gibt Menschen, die ihren Geist pflegen und ihren Körper vernachlässigen und ebenso gibt es Menschen, die ihren Geist vernachlässigen und nur auf ihren Köper achten. Dies ist jedoch lediglich eine Kompensation von Vernachlässigtem in ein Gegenüberstehendes. Also die Kompensation eines vernachlässigten Körpers mit einem Überversorgen des Geistes oder anders herum. Den Mangel des Einen versucht der extreme Auswuchs des Anderen zu überdecken, wodurch das Mangelgefühl jedoch nicht verschwindet, primär sogar verstärkt wird. Mit anderen Worten, das mangelnde Selbstwertgefühl wird mit einer exzessiven Alltagstätigkeit zum Schweigen gebracht.

Nur die Einheit zwischen einem gepflegten Körper und einem gepflegten Geist kann dieses innere Gefühl des Fragilen und Mangelhaften lösen, frei nach dem Motto: „Den Geist verkörpern und den Körper begeistern.“ Dies ist Voraussetzung, um ein selbstbestimmtes Leben entwickeln zu können.

Die VerwiRklichung

An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass es noch eine weitere große Gruppe an Menschen gibt, die weder das eine noch das andere pflegen. Wie gerade erwähnt, ist die Pflege von Körper und Geist eine notwendige Voraussetzung, um das eigene Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Daher gilt für jene Gruppe, die Disziplinierung des derzeitigen, hin zu einem gepflegten Dasein. Nur wer bei sich und in sich stabil ist, hat die nötige Kraft und Ausdauer, das eigene Leben zu gestalten. Die ständige Weiterentwicklung von Körper und Geist verschiebt die eigene Komfortzone, wodurch die Herausforderungen der Verwirklichung der eigenen Existenz spielerisch und fließend gelingen können.
Es ist hierbei völlig nebensächlich, was Verwirklichung in diesem Zusammenhang für den Einzelnen zu bedeuten hat. Wichtig ist, dass es
die eigene Verwirklichung ist.

Nur wer das schafft, kann wirklich glücklich, zufrieden, entspannt und vor allem, zielstrebig werden.

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